Granat

Granat-Gruppe
Amandin, Pyrop, Grossular, Spessartin, Andradit, Uwarowit, Pyraspit
Chemische Formel: X3Y2 (SiO4)3
X = Mg, Mn, Fe,Ca
Y = Al, Fe, Cr
Ferner vereinzelt Ti, Va
Mohshärte: 6,5 – 7,5
Spez. Gewicht: 3,4 – 4,6
Kristallsystem: kubisch
Strich: weiß
Bruch: muschelig, splittrig, rauh
Spaltbarkeit: unvollkommen
Sonstige Eigenschaften: Harzartiger bis glasiger Fettglanz

Varietäten des Granat:

Almandin Fe3Al2(SiO4)3, rot-braun, spez. Gewicht: 4,32
Pyrop Mg3Al2(SiO4)3, blutrot , spez. Gewicht: 3,58
Grossular Ca3Al2(SiO4)3, grünlich, rotgelb, spez. Gewicht: 3,59
Spessartin Mn3Al2(SiO4)3, schwarz, rot, orange, spez. Gewicht: 4,19
Andradit Ca3Fe2(SiO4)3, farblos, braun, grün, schwarz, spez. Gewicht: 3,86
Uwarowit Ca3Cr2(SiO4)3, grün, spez. Gewicht: 3,8
Pyralspit MgMnFeAl2(SiO4)3

Diese vielfältige Gruppe von Mineralien stammt aus den Tiefen der Erdkruste. Faszinierend wirkt ist das Spiel mit der Symmetrie ihrer Kristallformen, die den Früchten des Granatapfels gleichen. Vor Jahrhunderten schon verkörperten sie die Macht der Könige und stellen auch heute noch trotz ihrer Häufigkeit sehr begehrte Edelsteine dar.

Im Altertum wurde Granat als Edelstein verwendet. Im Mittelalter wurden rote Granate zusammen mit anderen roten Edelsteinen wie Rubin als röm. Carbunculus oder Karfunkel bezeichnet. Wegen seiner, gegenüber dem Rubin geringeren Härte und der damals eingeschränkten Möglichkeitenm, harte Steine zu schleifen, war der Granat als Schmuckstein sehr beliebt. Die Granatbrosche unserer Großmutter stammte fast ausschließlich aus der traditionellen Granatschmuckfabrikation in Böhmen, wo früher die Hauptvorkommen vor allem von Pyrop und Almandin waren. Auch heute noch werden dort Granate gefunden und verarbeitet.
Der Begriff Granat umfasst nicht nur ein Mineral, sondern eine ganze Gruppe unter ähnlichen Bedingungen entstandener und ähnlich zusammengesetzter Minerale mit einem breiten Spektrum an Farben in allen Nuancen, je nach Anteil färbender Bestandteile. Die einzige Farbe, die bei Granaten nicht, vorkommt ist blau. Alle diese Granat -Varianten verbindet eine ähnliche Entstehungsweise, eine sehr ähnliche chemische Zusammensetzung, gleiches Kristallsystem und dadurch verwandte Kristallformen. Man unterscheidet zunächst die Aluminium-Granate Almandin, Pyrop, Spessartin und Grossular, den Kalkeisengranat Andradit und den Chromgranat Uwarovit. Sehr häufig sind Mischformen der Granate oder besser : eher selten sind Granate, die ihrer definierten chemischen Zusammensetzung entsprechen. Pyrop zum Beispiel ist in der Natur so gut wie nie in reiner Form vorhanden. Er steht dem Almandin in seiner chemischen Zusammensetzung stets sehr nahe. Entsprechen sind Pyrope von Almandine meist nur sehr schwer zu unterscheiden. Eine Mischform zwischen Almandin und Pyrop ist der hellrote Rhodolith.
Namen
Der Name Granat ist aus den lateinischen Wort Granum für „Korn“ abgeleitet und wurde erst ab dem 18. Jahrhundert gebraucht. Im Muttergestein kommen kleine Granate sehr gehäuft in Form kleiner dunkler Körnchen vor. Auf Glimmerschieferplatten, die oft als Bodenplatten in öffentlichen Gebäuden verwendet werden ist dies gut zu beobachten. Aber auch kompakte, dichte Granat-Aggregate sind in ihrem Aussehen sehr körnig. deshalb wohl der Name „Korn“. Karfunkel geht auf das römische „carbunculus“ für Kohle oder besser Köhlchen zurück, wegen seines glutroten Feuers.

Der Almandin ist nach der Stadt Alabanda in Anatolien/Türkei benannt. Weitere Bezeichnungen für diesen Granat sind Eisentongranat oder Syrischer Granat.

Der Pyrop ist von feuerigem Aussehen, wenn man dem griechischen Wortstamm „pytopos“ glauben darf. Weitere Namen: Magnesiatongranat, Böhmischer Granat, Kaprubin, Adelaide-Rubin, Arizona-Rubin

Der Grossular ist wegen seiner hellgrünen Farbe nach einer Stachelbeere benannt, genauer genommen nach der drüsenborstigen Stachelbeere „ Ribes uva crispa ssp. grossularia“.

Das bayrische Mittelgebirge Spessart gibt als Fundort dem Spessartin seinen Namen. Weitere Bezeichnungen sind Kalktongranat, Tsavorit, Kalifornischer Rubin, Granat-Jade, Montana-Rubin, Transvaal-Jade Mangantongranat, Hollandin.

Der Andradit, auch Kalkeisengranat, Sibirischer Chrysolith, Ural-Smaragd, Regenbogen-Granat geht auf den brasilianischen Mineralogen J.B. d’Andrada zurück.

Graf S.S. Uwarow, ein russ. Staatsmann und ehemaliger Präsident der Leningrader Akademie der Wissenschaften ist für den Namen des Uwarowit verantwortlich. Wegen seines Chromgehaltes heißt dieser Granat auch Chromgranat.

Wie man sieht ist die Namensgebung der Granate ist sehr kompliziert und vielfältig. Neben den Varietäten des Granats, werden auch eine ganze Reihe von Farbabstufungen der jeweiligen Varietäten unterschieden. Eine rotgelbe Varietät des Grossulars beispielsweise wird als Hessonit oder Kaneelstein bezeichnet, eine grüne chrom- und Vanadium-haltige Abart als Tsavorit nach dem Fundort Tsavo in Kenia bezeichnet Abarten des Andradit sind der grüne Demantoid, der grünlichgelbe Topazolith und der schwarze Ttitan-haltige Melanit.

Entstehung der wichtigsten Granate

Die meisten Granate sind vulkanischen Ursprungs. Sie entstehen auch aus Sedimenten, häufiger aber auch durch ständiges Ablagern von Gesteinsschichen darüber allmählich in tiefere und heißere Erdschichten gelangten. Durch das Zusammenspiel von Druck und Temperatureinflüssen werden diese Gesteine teils sogar aufgeschmolzen. Dabei verändert sich ihre Kristallstruktur. Dieser Vorgang heißt Metamorphose, aus dem griech. „metamorphosis“ für Veränderung. Druck und Tempereraturveränderungen haben verschiedene Ursachen. Zum einen ist Druck der obenauf liegenden Sedimentschichten nicht zu vernachlässigen, reicht jedoch oft nicht aus um grossflächige, sogenannte Regionalmetamorphosen herbeizuführen. Die Gründe dafür werden in „Ausbeulungen“ des flüssigen Erdmantel in etwa 80 -100 km Tiefe gesucht. Demgegenüber ist die Lokale Metamorphose wie der Name schon sagt räumlich eingeschränkt. Dabei kommen Sedimentgesteine mit glühend heißem Magma in Berührung, das unterirdisch durch Risse und Spalten unter hohem Druck in die Erdkruste vordringt. Die Erhitzung führt zur Metamorphose des angrenzenden Gesteins, deshalb nennt man diese Art von Metamorphose auch Kontaktmetamorphose. Bei der Kontaktmetamorphose spielt der Einfluss der Temperatur eine größere Rolle als die des Druckes.

Idioblasten setzen sich durch

Bei der Metamorphose verlieren die Minerale im Gestein ihre ursprüngliche Kristallform, die neu entstehenden Kristalle passen nicht mehr in den Zusammenhang des neu entstandenen mineralischen Kristallgefüges und es entstehen vorwiegend deformierte Kristalle. Anders bei Granat. Er setzt seine Kristallform gegenüber anderen Mineralen durch. Solch vereinzelte Kristallbildungen in einem feinschiefrigen metamorphen Kristallgefüge nennt man Idioblasten. Sie entstehen dabei vorwiegend aus den Kristallbestandteilen von Glimmern wie Biotit, Muskovit und Chlorit aber auch aus Feldspäten, Staurolith und Quarz, und anderen Mineralen.

Granatbildung in Metamorphiten magmatischer Herkunft

Eine ganze Reihe magmatischer Gesteine wie Granit und Basalt liefern unter dem Einfluß von Kontakt- und Regionalmetamorphose bei mittleren bis starken Temperatur und Druckverhältnissen Gneise und Glimmer. Granate, vor allen Pyrop, Almandin und Grossular sind darin sehr häufige Nebengemengteile. In Glimmerschiefern können sie in großen Mengen auftreten und sogar als Hauptgemengteile gesteinsbildende Funktion übernehmen.Daneben sind oft Idioblasten von Staurolith, Disthen und Turmalin zugegen. Als gesteinsbildende Granate sind die Pyralspite von Bedeutung, Mischformen von Almandin, Pyrop und Spessartin.
In Grünschiefern anzutreffen, die bei geringeren Druck und Temperaturverhältnissen aus basischen Magmatiten hervorgehen sind oftmals Almandine vorhanden.

Granatbildung aus sedimentärem Ausgangsgestein

In selteneren Fällen kristallisieren Granate auch in Sedimentgesteinen wie Tonschiefern, und Kieselsäure- haltigen Karbonatgesteinen z.B. Mergeln aus, wie der Almandin und der Grossular. Dies bevorzugt bei der Kontaktmetamorphose, da hierbei sedimentäre Gesteine unter hohen Druck und Temperatur geraten. Die Sedimentgesteine werden dabei natürlich in Metamorphite umgewandelt. Die Almandinbildung setzt bei 500°C und einem Druck von 4 Kilobar ein, also etwa beim 4000-fachen Athmosphärendruck. Mangan-haltiger Radiolarit (Silikatgestein das sich aus den fossilen Gehäusen einzelliger Strahlentierchen (Radiolarien) zusammensetzt) kann dabei auch das nötige Mangan für die Bildung von Spessartin liefern. Auch bei der Regionalmetamorphose entstehen unter geringen Druck und Temperaturbedingungen zunächst Almandin-führende Grünschiefer aus basischen Magmatiten, Tuffen und Mergeltonen.
Sandsteine liefern unter mittlerem Metamorphosebedingungen Gneise und Glimmerschiefer in denen Granate in denen Granate, vorwiegend Almandine in großen Mengen vorkommen und sogar gesteinsbildend sein können. Unter höchsten Druck und Temperaturbedingungen der Regionalmetamorphose entstehen stark Granat-haltige Quarzite.

Granatbildung in Granulitgesteinen
Granulite sind verschiedenen Ausgangsgesteins , die unter sehr hohem Druck von 7 – 10 Kilobar bei 700 – 850°C aus Magmatiten bei der Regionalmetamorphose entstehen. Pyrop und Grossular tritt dabei bevorzugt in sauren, also Quarz-reichen, hellen Gesteinen auf. Sehr selten sind Aufschlüsse die Magma aus dem Bereich des oberen Mantels in etwa 35km Tiefe. Dort treten Drücke bis zu 13 Kilobar Temperaturen bis zu 1300°C auf. In ultrabasischen Gesteinen werden dort Augit und Spinell zu vorwiegend Pyrop umgewandelt. Es kristallisieren u.a. pyropreiche Granatserpentinite aus, wie im Sächsischen Granulitgebirge und in Südböhmen die auch Uwarowit, Andradid und Grossular enthalten. Solche Tiefengesteine sind wichtig für die Erforschung der Zusammensetzung des Erdmantels. In diesem Zusammenhang stehen auch die Diamant führenden Kimberlite in denen Pyrop zu finden ist.

Granatbildung in Pegmatiten
Beim erstarren flüssiger Magma in einem Schlot innerhalb der Erdkruste kristallisieren bei einer Bestimmten Temperatur ein Großteil an Mineralen aus. Eine an Wasser und Metallen reiche Restschmelze, die sehr beweglich ist dringt in kleinste Ritzten und Spalten der Erdkruste bis nahe der Erdoberfläche ein. Dort kühlen sie ab und fangen an auszukristallisieren Durch die hohe Beweglichkeit des Mediums können sich die Elemente gut zu Kristallen formieren. Es entstehen sehr grobkristallene Ganggesteine, sogenannte Pegmatite. Sie enthalten neben Spessartin und seltener Almandin auch andere Edelsteine wie Beryll, Topas und Turmalin. Bei langer Abkühlungszeit können sich in Pegmatiten Riesenkristalle ausbilden. Die größten Granatkristalle aus Pegmatiten haben ein Gewicht von über 700 kg . Ein schöner Almandin mit 23 cm Durchmesser stammt aus Madagaskar und ist in einem Pariser Museum ausgestellt.

Gewinnung
Durch Verwitterung der genannten Gesteine an der Erdoberfläche werden Granate freigesetzt. Sie können dann aus körnigem Verwitterungsmaterial wie Sand und Grus ausgewaschen werden. Granate gehören zu den verwitterungsresistentesten Mineralen. Oft werden sie nach ihrer „Befreiung“ aus dem Gestein über Flüsse transportiert, wo sie in sogennannten Seifen angehäuft werden.

Kristallstruktur

Die Kristallstruktur der Granate ist kubisch. Aus ihr leiten sich die bei Granaten gängisten Kristallformen Rhombendodekaeder und Ikositetraeder, wobei ersterer die häufigere ist. Da Granate in ihrer Zusammensetzung oft nicht klar definierbar sind entstehen unterschiedlichste Mischtypen auch in ihren Kristallformen. Diese mannigfaltigen Kristallformen sind nicht immer leicht zu benennen. Bei der Bildung von Mischkristallen bestimmen immer die Schnittmengen der verschiedenen Kristalle das Aussehen des Mischkristalls. Also besitzt ein Mischkristall nur diejenige Oberfläche, die alle Kristalle, die den Mischkristall bilden gemeinsam haben. Auch Zwillings-, Drillings- und Vierlingsbildungen kommen bei Granaten in Form von Durchdringungskristallen vor.

Almandin : Rhombendodekaeder und Ikositetraeder und Mischungen von beiden.
Pyrop: Reiner Pyrop ist in der Natur eigentlich garnicht vorhanden. Oft sind die Körner abgerundet und zeigen keine Kristallstruktur. Relativ reiner Pyrop ist meist rhombendodekaedrisch, selten ikositetraedrisch.
Grossular: Dodecaeder, selten Hexaoctaeder
Spessartin: Ikositetraeder, Rhombendodecaeder, 24-flächige Trapezoeder, durch Mischung der Kristallformen selten Hexaoctaeder.
Andradid: Ikositetraeder und Rhombendodekaeder; Kombinationen aus beiden u.a.. Sehr variabel
Uwarowit: Dodecaeder, Rhombendodecaeder, häufig sind 24- flächige Trapezoeder.

Überlieferung und Esoterik
Der Granat galt schon im Mittelalter als Stein der Helden, als Symbol der Kraft, des Mutes, der Hoffnung und der Willenskraft. Schilde und Schwerter der Krieger des Mittelalters wurden deshalb mit Granat verziert. Ein großer Granat in der Krone des Sachsenkönigs Otto I ging als „der Weise“ in die Geschichte der Edelsteine ein und die Arche Noah wurde vom Licht eines großen Granaten erleuchtet. Das glutrote Feuer des Granates soll Glück, Reichtum, Ansehen bringen und vor Unglück und Mißgeschicken schützen. In der indischen Mythologie steht Granat für das befreiende Urfeuer der Verwandlung.

Granat wird den Sternzeichen Skorpion, Wassermann, Widder, Zwillinge und Jungfrau zugeordnet.

Eine weites Spektrum an Heilwirkungen werden ihm zugeschrieben:

Granat soll den Blutdruck regulieren, die Durchblutung fördern und kräftigend auf das Herz einwirken. Durch Stärkung von Leber, Nieren und Milz sollen Blutkrankheiten vorgebeugt werden. Bei Leukämie fördere er die Heilung. Granat soll die Potenz steigern und vor Genitalkrankheiten verschiedenster Art schützen und heilsam wirken. Auf das Nervensystem soll er anregend wirken und bei Depressionen, Kopfschmerzen, Gedächtnischwäche und Gehirnerkrankungen helfen. Außerdem kräftige er den Knochenbau, Zähne und halte die Haut, Gewebe und Muskeln gesund. Auch bei Rheuma und Erkrankungen im Hals und des Bronchialbereichs soll er sich bewährt haben.

Vorkommen: weltweit : Böhmen , Zillertal/Ötztal/Österreich, Alpen, England, Finnland, USA, Italien, Norwegen Ural, Rumänien, Südafrika,Sri Lanka, Indien, Madagaskar, Kanada, Brasilien, Australien, Kongo
Vorkommen in Deutschland: Kaiserstuhl, Thüringer Wald, Spessart; Harz ; Riesengebirge; Oberpfalz/Bayern.

Industrielle Bedeutung: Verwendung als Edelstein; Zur Herstellung von Schleifmaterial z.B. Granatpapier