Belemniten

Vom Donnerkeil und Teufelsfinger

Bedeutend in der Entwicklung neuer Lebewesen im Jura ist das Auftreten der Belemniten. Es handelt sich dabei um Kopffüßer Cephalopoden aus der Unterklasse der Coleoidea, früher auch Endocochlia genannt. Erstere Unterklassenbezeichnung leitet sich vom griechischen „coleos“ ab, was soviel bedeutet wie „Scheide des Schwertes“ und deutet auf die röhrenartige Form des Fossilkörpers hin. Letztere bedeutet soviel wie „Innenschaler“ und beschreibt die Verlegung der äußeren Schale (wie bei Ammoniten u.a.) in das innere des Cephalopodenkörpers. Der Name Belemnit selbst leitet sich vom griechischen Wort „belos“, für Pfeil ab, wegen der spitzkonischen Form der Rostren, die man als Versteinerungen findet. Das Rostrum ist der widerstandsfähigste Teil des Innenskeletts dieser Kopffüßer. Die Größe der Rostren schwankt im Großen und Ganzen zwischen wenigen Millimetern und ca. 25 cm. Das größte bisher gefundene Rostrum besitzt eine Länge von nicht weniger als 1,5 m, was einem lebenden Tier ( Megatheutis) von etwa doppelter Länge entsprechen würde. Heute lebende Angehörige dieser Unterklasse sind z.B. die Kalamare und Kraken, welche ein dem Rostrum in etwa entsprechendes inneres Skelettelement, den Schulp besitzen.
Die Belemniten dürften neben den Fischen zu den schnellsten und wendigsten Schwimmern des Urmeeres gehört haben.
Erste Urformen der Belemniten traten sicher bereits am Ende der Trias auf. Durch den Fund eines vermeintlichen Ur-Belemniten der Gattung Eobelemnites im Karbon ist das erstmalige Auftreten der Belemniten in der Trias nicht sicher. Eobelemnites ist in Paläontologenkreisen als Vorfahre der Belemniten jedoch sehr umstritten. In den Schichten des Perm sind auch keine Belemniten zu finden. Am Ende der Trias nur wenige. Wahrscheinlich sind ihre Vorfahren, wie auch die der Ammoniten, bei den Bactriten (Unterklasse Bactritoidea), den Ur -Kopffüßern im Silur zu suchen. Übergangsformen fehlen jedoch.
In Jura und Kreide dagegen treten Belemnitenrostren sehr häufig und auch in Massen auf.
An manchen Orten entstehen gar sogenannte „Belemnitenschlachtfelder“. So werden Ablagerungen bezeichnet, die fast ausschließlich aus Belemnitenrostren bestehen. Oft sind die pfeilartigen Gebilde
in Strömungsrichtung parallel angeordnet, ein Indiz für Strömungsverhältnisse in den Urmeeren.

Durch ihren großen Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung hat der Volksmund verschiedenste Bezeichnungen für die spitzkonischen, massiven Fossilien hervorgebracht. In manchen Gegenden werden sie Fingerstein oder Teufelsfinger genannt, anderswo spricht man vom Donnerkeil, Figurenstein oder Katzenstein.
Letzteres deshalb, weil es beim Aneinanderreiben zweier Stücke etwas nach Katzenpisse riecht.
Als Pulver zerrieben fanden sie früher gar medizinische Anwendung gegen Alpdruck und und sonstige Beschwerden.

Die Häufigkeit der fossilen Überlieferung der Belemniten ist sicherlich auch auf die Stabilität des Fossilkörpers zurückzuführen. Er besteht aus massivem Aragonit, einer harten Kristallform des Kalkes (CaCO3).
Dennoch fehlen gut erhaltene vollständige Exemplare oft in den Fossiliensammlungen, da die oft sehr langen und dadurch bruchempfindlichen Rostren fast immer in mehrere kleine Stücke zerbrechen und dann für den Sammler nicht mehr so interessant sind.
Die Belemniten umfassen eine Vielzahl von Arten, von denen sich sehr viele sehr stark ähneln und nur vom Fachmann zu unterscheiden sind. Sie starben im Tertiär (genauer im Eozän, 55 – 36 Mio. Jahre) wahrscheinlich durch Nahrungskonkurrenz mit Fischen u.a. wieder komplett aus.